Die folgende Geschichten handelt von Sorgen und Nöten junger Autoren und davon, wie man nicht damit umgehen sollte. Handlung und Personen sind frei erfunden und jedwede Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder tatsächlichen Handlungen wären purer Zufall und nicht beabsichtigt.
Gloomy Tomb
Arthur von Schneefels
Sie stand auf der Brücke, das Seil lag locker
um ihren Hals. Das andere Ende hatte sie schon fest an einem Pfeiler angeknotet
und sich mehrfach davon überzeugt, dass der Knoten auch halten würde.
Es war das dritte Mal in ihrem kurzen Leben,
dass sie sich in eine Lage hineinmanövriert hatte, aus der sie keinen anderen
Ausweg sah, als ihr Leben beenden zu wollen.
Und dabei fing doch alles einmal so gut an.
Francis stand da und verstand nicht, warum
sich alles gegen sie gewendet hatte. Wirklich alles! Wie schon die beiden Male
zuvor war sie fest davon überzeugt, dass sie selbst keine Schuld traf. Nur der
Neid all der Menschen, die ihr den Erfolg missgönnten, war es, der sie seit
geraumer Zeit immer wieder in die Verzweiflung trieb. Begonnen hatte alles
damit, dass sie Arthur von Schneefels aus ihrer Fantasie entlassen und zu
Papier gebracht hatte.
Vor ihrem geistigen Auge liefen in
Sekundenschnelle all die Dinge ab, die sie hierher geführt hatten.
Vor einigen Jahren ging ihr Traum in
Erfüllung.
Schon als Kind saß sie oft in der Schule und
hörte gar nicht, was die Lehrer erzählten, sondern erlebte in ihren eigenen
Gedanken die Abenteuer eines Helden, der ihr gesamtes Denken beherrschte.
Nachmittags brachte sie diese Gedanken in ihrer krakeligen Handschrift zu Papier.
Die vollgeschriebenen Hefte versteckte sie gut, damit niemand sie finden und
dafür auslachen konnte. Aber tief in sich drin wusste Francis, dass ihr Ritter
Arthur von Schneefels einmal ganz berühmt werden würde. Später, wenn da keiner
mehr war, der ihr sagte, was sie zu tun und zu lassen hatte. Wenn es keine
Eltern und Lehrer mehr gab, die sie ständig bevormundeten und ihr sagten, dass
aus ihr nie etwas werde, wenn sie immer nur vor sich hin träumte. Sie taten die
Träumereien des Mädchens als Spinnereien ab.
Ein ganz klein wenig hatte sie sich sogar in
ihren Ritter verliebt. Sie hatte ihn erfunden, sie wusste genau, wie er aussah
und dass er immer für das Gute kämpfte. Oh, wie oft ließ sie sich in den
Geschichten von ihrem Helden retten. Aus Geschichten wurden Träume, aus Träumen
Tagträume, bis sie glaubte, Arthurs Präsenz immer mal wieder wahrnehmen zu
können. Manchmal meinte sie sogar, ihren Arthur sehen zu können, dann hielt sie
mit ihm stumme Zwiesprache. Ohne es zu wissen, hatte sie ihn regelrecht zum
Leben erweckt.
Francis lächelte kurz bei der Erinnerung. Dann
schaute sie hinab in den Fluss, der sich durch die lang anhaltenden Regenfälle
der letzten Tage in einen reißenden Strom verwandelt hatte.
Da gab es kein Entkommen!
25 Jahre vergingen, in denen Francis in den
Tag hineingelebt hatte. Irgendwann hatte sie einen leidlichen Schulabschluss
gemacht, danach sogar eine Ausbildung begonnen. Doch ihre Gedanken weilten
immer bei Arthur. Tag für Tag stand sie morgens auf und funktionierte. Ja, das
war der richtige Begriff. Mechanisch vollzog sie alle Tätigkeiten des Tages,
die von ihr erwartet wurden, und sehnte sich die Abende herbei, an denen sie
dann endlich ihren Ritter zum Leben erwecken konnte. In all den Jahren war sie,
ohne dass es ihr bewusst war, sehr einsam. Längst hatte sie ihr Elternhaus
verlassen, da sie der ständigen Vorwürfe überdrüssig war. Freunde hatte sie
nicht. Nur Arthur von Schneefels.
Wieder schlich sich ein Lächeln in ihr
Gesicht. Sie wusste, dass ihr letzter Gedanke auf dieser Welt ihrem Helden
gehören würde und dann hoffte sie, ihn endlich zu erreichen.
Weit entfernt vernahm Francis Stimmen, doch
sie entschwanden ihrem Gehör, als sie an den Anfang vom Ende dachte.
Die vollständige Geschichte steht hier als Download in den Formaten PDF, EPUB und MOBI zur Verfügung.